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Hans Groer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zeitschrift
GOTTGEWEIHT

Beiheft 16

Beiheft 16

 

 

DIE

HOLLABRUNNER JAHRE

 

Hans Groër als Professor, Jugendseelsorger und Pfarrprovisor

 

von

Ildefons M. Fux OSB


INHALTSVERZEICHNIS

 

Das Knabenseminar

S. 5

Studienpräfekt

S. 7

Doktor der Theologie

S. 12

Religionsprofessor

S. 17

Erste Jugendpräsidien der Legion Mariens

S. 24

Pfadfinderkurat

S. 27

Seminarjubiläum und Tod des Vaters

S. 31

Kaplan und Pfarrprovisor

S. 35

Religiöses Streben

S. 41

Konzilszeit

S. 43

Zeittafel

S. 54

 

 


Religiöses Streben

Nun ist es wohl angebracht, einen Blick auf das religiöse Streben des Priesters Hans Groër zu werfen, um eine klarere „Innensicht“ seiner Person zu erlangen. Wir finden dafür Hinweise in einem kleinen Heft, das Notizen und Erinnerungshilfen zu Ende der Geistlichen Übungen von 1953 enthält. Hier stellte sich Groër die Frage: Was kann man tun, um jungen Leuten die Schönheit des religiösen Lebens zu zeigen? Das bewegte ihn1. Auf einem Zettelchen notierte er folgende Vorsätze:

Mehr Ordnung und Regelmäßigkeit auch im Äußeren.

Verborgenheit – Jungfräulichkeit im vollsten und weitesten Sinn.

Matrimonium spirituale – unio mystica. Letzte Hingabe. Heiligkeit. Einsamkeit des Johannes. Sammlung. Nur für Jesus.

Größte Geduld, Entschiedenheit, Liebe und Güte, aber auch Unabhängigkeit gegenüber den Menschen. Nicht gekränkt sein, nichts für sich wollen, auch nicht von den Buben, der Freund des Bräutigams.

Leben mit Maria.

Angespannte geistige Tätigkeit.

Ferner gibt uns eine „Lose-Blatt-Sammlung“ Aufschluss über die Vorsätze, die der Religionsprofessor und Seelsorger jeweils zu Beginn des Schul- und Arbeitsjahres niederschrieb. So beginnen die Auf­zeichnungen pro 1957 mit den Worten: Abtötung. Dem Eigensten absterben. Alles aufs vollkommenste tun, die Disposition verbessern (…), mit ganzer Hingabe. Er nahm sich vor, täglich um ¾ 5 Uhr früh aufzustehen, das Brevier so zu beten, dass er noch vor Unter­richtsbeginn, bis zur „Non“ inklusive, mit allem fer­tig werde, und gegen jede Bequemlichkeit anzu­kämpfen. Tägliche Betrachtung über das Evangelium (1959/60); auch der Rosenkranz, die Geistliche Le­sung und eine Kreuzwegstation gehörten zum Ge­betsprogramm jeden Tages. Er hielt an der wöchent­lichen Beichte fest und wollte die Sonntagspredigt schon während der Woche und gut vorbereiten. Mit Maria den Seelen dienen, lesen wir als Vorsatz für 1960, und das heißt Achtung vor den Seelen haben, auch den jungen, den Studenten gegenüber, und dabei keinen Dank suchen (1966/67). Nicht fliehen vor Gott und ein Leben im Gericht führen! Er wolle nicht mehr klagen und ein Mann des Friedens und der Sanftmut sein, mehr Ordnung halten, Zucht in der Sprache beachten und Briefe sofort beantworten. Nichts liegen lassen!2

Die Sonde der Gewissenserforschung, die er täglich und begleitweise in Gebrauch nahm, drang tief in den Untergrund seiner Seele ein; sie leuchtete verborgenste Winkel aus, wenn sie etwa den Schmerz über das Aufsteigen anderer benannte oder den Schmerz übersehen zu werden ans Licht hob. Da gab es auch und immer noch den Willen, von Schülern geliebt zu werden, und wiederum den Schmerz, nicht ernst genommen zu sein, andere mehr geliebt und geehrt zu sehen. Unerbittlich nahm Groër den Kampf gegen diese Reste erbsündlichen Stolzes auf, wie sie in den verborgensten Falten des Herzens aufgestöbert werden konnten, und gebrauchte dabei die Waffen des Gebetes. Vor allen Geschäften als Seelsorger wollte er beten und dies für alle Menschen, mit denen er zusammenkommen sollte. Kein absichtliches Übersehen von Menschen mehr! Güte und Liebe zu den Mitbrüdern wollte er üben; und nicht zuletzt das Ziel anstreben, mit Maria ganz eins zu werden und dies, um die Welt zu retten3.

All dies dokumentiert ein aszetisch-religiöses Streben, das jede Selbstzufriedenheit und alle Kompromissbereitschaft mit dem Mittelmaß bereits weit hinter sich gelassen hatte.

 

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Notizheft Nr.10

2 Proposita pro diversis annis (1958-1967). Lose-Blatt-Sammlung

3 Notata, o.D.

 

 


BUCHREZENSION

Ildefons M. FUX, Die Hollabrunner Jahre. Hans Groër als Professor, Jugendseelsorger und Pfarrprovisor, Wien 2011. 54 Seiten, 11 Abb., kart. (Gottgeweiht, Beiheft 16). € 7,00

 

Wenige Monate nach Veröffentlichung von Beiheft 15 (Zum Altare Gottes will ich treten. Hans Groërs Weg zum Priestertum) erscheint dieser, der zweiten Strecke des Lebensweges von Hans Groër gewidmete bedeutende Beitrag. Pater Dr. Ildefons M. Fux OSB hat damit ein weiteres Stück Geschichte geschrieben: Tatsachen und Ereignisse in chronologischer Folge, eine Fülle von wörtlichen Zeugnissen und Zitaten, deren Quellen in Fußnoten angegeben sind, Geburts- und Todesdatum aller erwähnten Personen. Eine solch akribische Darstellung fesselt den Leser und erlaubt ihm keine Ablenkung.

Während dieser Hollabrunner Jahre zeigt Hans Groër schon deutlich, wie er, im Rahmen der ihm übertragenen, verantwortungsvollen Aufgaben – als Religionsprofessor, Jugendseelsorger, Pfarrprovisor – seine priesterliche Mission verstand, wie er sein Priestertum lebte und in der Folge immer leben wird.  Was er den  Schülern sowie jungen Mitgliedern verschiedener katholischer Organisationen und den Gläubigen in der Pfarrkirche vermittelte, war das Evangelium, die Heilsbotschaft Christi, die Unterweisung der katholischen Kirche, die Lehre des Heiligen Vaters: „In Treue fest“. In unerbittlicher und unerschütterlicher Treue den Grundlagen der Kirche gegenüber, und gleichzeitig ein verständnisvoller und erfolgreicher Erzieher und Lehrer. Zeugnisse von Zöglingen des Knabenseminars, von jenen die Priester wurden, aber auch von anderen, die hohe zivile Stellungen erreichten, beweisen wie sehr sie Hans Groër schätzten und ihm dankbar blieben. Solche Aussagen und die zahlreichen Anerkennungen durch Behörden der Kirche und des Bundes kontrastieren deutlich mit späteren Anschuldigungen und Verleumdungen von Laien und Priestern. Denn ein Priester solchen Zuschnitts, als der sich Groër schon in diesen Lebensjahren präsentiert, ein Mann Gottes, wird leicht zum „Störenfried“ und zum Sittenrichter der schlechten Gewissen innerhalb und außerhalb der Kirche. Schon vor dem Ende der „Hollabrunner Jahre“ ahnt man bereits seinen künftigen Kreuzweg.

Die Verehrer von Kardinal Groër, darunter auch die vielen Menschen, die das Grab dieses Mannes aufsuchen, um dort zu beten, werden dem Autor gewiss für diesen wichtigen „Beitrag zur wirklichen Wirklichkeit“ danken – in Erwartung zukünftiger Hefte, die den weiteren Lebensweg Groërs erhellen werden.

Univ.Prof. Dr. Ing. Maurizio Vallauri, Turin

 


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