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Hans Groer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Zeitschrift
GOTTGEWEIHT

Beiheft 15

Beiheft 15

 

 

ZUM ALTARE GOTTES

WILL ICH TRETEN

 

Hans Groërs Weg zum Priestertum

 

von

Ildefons M. Fux OSB


INHALTSVERZEICHNIS

 

Zeit und Hochzeit

S. 5

Der Vater

S. 6

Mutter und Geschwister

S. 8

Das dritte Kind

S. 9

Von Ober St. Veit nach Hollabrunn

S. 17

Im Wiener Priesterseminar

S. 22

Spiritual DDr. Friedrich Wessely

S. 25

Erste Schatten des Krieges

S. 30

Sanitätssoldat der Luftwaffe

S. 34

Priesterweihe

S. 37

Erste Seelsorgsjahre

S. 42

Zeittafel

S. 54

 

 


 

Sanitätssoldat der Luftwaffe

Am 2. April 1941 erhielt Groër die niederen Weihen des Ostiariers und Lektors und am 5. April das Exorzistat und Akolythat, jeweils in der Erzbischöflichen Hauskapelle zum hl. Andreas. Am 20. April (Palmsonntag) stieg er zum Subdiakon auf. Christus gibt sich den Menschen bis zur ‚Verschwendung’ hin1.

In dieser Zeit arbeitete er bereits an seiner Dissertation über ein Thema, das ihm Professor Jellouschek zugewiesen hatte: „Die reale ‚objektive’ Gegenwart Gottes in der gerechten Seele aufgrund der Sendungen der göttlichen Personen“, eine hochtheologische und gewiss nicht allzu geläufige Fragestellung. In Anbetracht dieser Arbeiten wurde er vom Rüstungseinsatz befreit. Da wird wahrscheinlich nicht viel anzufangen sein mit dir, so wirst du hinter den Büchern sitzen, schrieb Weingartner aus Russland, der auch die Befürchtung äußerte, dass gewöhnliche Sterbliche den Olymp dieser hohen Gedanken gar nicht betreten könnten. Schreibst du etwa gar Latein? Im Oktober 1941 war etwa ein Drittel der Arbeit fer­tig, nicht zuletzt dank der günstigen Rahmenbedin­gungen eines Aufenthaltes im Karmel Mayerling, wohin sich auch Wessely immer wieder zurückzuziehen pflegte. Am 19. Oktober wurde Groër zum Diakon geweiht 2.

Doch schon lastete die drohende Einberufung auf ihm. Am 8. Mai 1941 war er gemustert und mit dem Tauglichkeitsgrad: Garnisons-verwendungsfähig Heimat bewertet worden. Die Universität erklärte im Juli darauf, er sei auf die Dauer der Wehrdienstleistung gebührenfrei beurlaubt. Schon in den Schulnachrichten vergangener Jahre war das Fach „Leibesübungen“ mit „Genügend“ benotet worden, wenn nicht überhaupt – wie etwa im Maturazeugnis – die Befreiung vom Turnunterricht ausgesprochen worden war. Schuld daran trug ein doppelsinniger Herzklappenfehler mit Lungen- und Hohlvenenstauungen, ein „altes“ Leiden von Kindesbeinen an. Die Skizzierung der Körperkonstitution seitens der Luftwaffe fiel dementsprechend so aus: Mittelgroß, schlank, schwach, durch schweres Herzleiden behindert. Das hinderte aber nicht seine Einberufung am 17. November 1941 und seine Zuteilung zur Sanitäts-Ausbildungsabteilung 17 der Luftwaffe mit dem Standort Schönau a.d. Triesting 3. Mit dem dortigen Lokalprovisor Sebastian Rindhau­ser (1912-1946) schloss er bald freundschaftlichen Kontakt.

Die Ausbildung vollzog sich in nur eingeschränkter Weise: theoretischer Unterricht, Verwendung im Innendienst (Offizierskasino), kurzfristige Grundausbildung, und war bereits am 3. Februar 1942 abgeschlossen. Zuletzt war der Rekrut auch vom Exerzieren befreit worden. Doch bleibt die Kaserne des Dritten Reiches eine raue und grobe Angelegenheit, besonders für den Anfänger beim „Verein“ (so der Deckname für die Wehrmacht), gerade auch für Feinfühlige, die noch dazu als Vertreter der Kirche sich vielfacher Kritik ausgesetzt sehen. Ich weiß, dass es für deine feinfühlige Veranlagung und deinen zarten Körper ein großes Opfer und eine ganz harte Schule ist (...) Ich hatte Sorge um dich (Willi Teuschl). Es war tatsächlich ein hartes Beginnen: Die Rekruten schliefen auf dem Zimmerboden auf etwas Stroh – wie das Christkind in Betlehem –, und als das Thermometer auf -33°C fiel, waren Waschen und Rasieren unmöglich geworden.Groër beklagte es auch, dass er an manchen Tagen nicht einmal zum „Neuen Testament“ komme, doch hatte er die Hilfe so mancher Beter für sich. Zeitig am Morgen erhältst du schon einen Rosenkranz von den hl. Wunden, und alle kleinen Mühseligkeiten bringe ich mit einer großen Freude vor den lb. Gott ..., schrieb ihm Wessely, der auch an übergeordneter Stelle intervenierte, um eine nochmalige ärztliche Untersuchung zu erreichen. Und auch Weingartner gestand: Ich habe oft heimliche Sorge um dich ... Immerhin durfte Groër das neue Jahr in der Seminarkapelle beginnen, und Wessely war bemüht, die für die Dissertation benötigte Literatur von der Nationalbibliothek zu beschaffen. Ein mächtiger Trost ist es zu wissen, dass die Feinde nicht all das durchführen können, was sie planen, sondern nur das, was Gott für den Aufbau seines Reiches in unserer Seele brauchen kann4.

Nicht nur die gesundheitliche Situation, sondern auch seine Kurzschrift- und Maschinschreibkenntnisse empfahlen Groër für den Kanzleidienst, den er noch im Februar 1942 in der Annahme- und Entlassungsstelle des Luftgaukommandos XVII in Wien antrat. Eine monatliche medizinische Untersuchung war ihm zugesagt worden. Da zeigte sich ein Licht: Regens und Spiritual konnten sich die Weihe zum Priester in der Osterzeit vorstellen.

________________________________________________

 

1 Aus den Subdiakonatsexerzitien (Notizheft). – Weihebestätigung des Erzb. Ordinariates,
22. April 1941, Zl.2152

2 Weihezeugnis, 21. Okt. 1941, Zl.5206

3 Wehrpass (Wehrnummer Wien I/19/VI/50/9)

4 WESSELY, Briefe S.28 (2. Feb.1942)

 


BUCHREZENSION

Ildefons M. FUX, Zum Altare Gottes will ich treten. Hans Groërs Weg zum Priestertum, Wien 2011, 54 Seiten. 13 Abb., Kart. (Gottgeweiht Beiheft 15). € 7,00

Das 54 Seiten starke Heft schildert Kardinal Groërs Herkunft, Kindheit, Ausbildung, Kriegserfahrung, Weihen und erste priesterliche Einsätze. Es endet mit seiner Ernennung zum Präfekten im Knabenseminar Hollabrunn im Jahr 1946, vier Jahre nach der Priesterweihe.

Der Verfasser, 1964-1969 Assistent bei Univ.-Prof. Dr. Franz Loidl (Wien) und 1978-1998 Stiftsarchivar in Göttweig, ist Verwalter des schriftlichen Nachlasses von Kardinal Groër. Er gliedert sein Material in elf kurzen Abschnitten. Die Arbeit zitiert reichlich aus Groërs Briefen, Aufzeichnungen und Gesprächen, beschränkt die Fußnoten aber auf Publikationen und Archivalien aus anderen Sammlungen. Der Ton der Arbeit ist intim und vornehm zugleich.

Groërs Werdegang war zutiefst wienerisch und sehr katholisch. Als Sohn eines in Mähren gebürtigen, im Stiftsgymnasium Kremsmünster erzogenen Offiziers, der sich am Ende der Monarchie für die tschechische Staatsbürgerschaft (10) und im sudetendeutschen Milieu für den Anschluss ans Deutsche Reich entscheidet, wuchs Hans unter all den Anregungen und Widersprüchen der Spätmonarchie auf. Als Sohn einer frommen deutschsprachigen Mutter, die oft in die Kirche ging und sogar die Nachtwachen bei Schwestern in der Wiener Gartengasse mitbetete, war er aufs Engste mit dem Gebetsleben der Katholischen Kirche vertraut (13).

Der Verfasser beleuchtet die religiösen Akzente in Groërs Werdegang, wie z. B. seine Geburt am Fatimatag 13. Oktober 1919 während des Vierzigstündigen Gebetes im Stephansdom (10), die insgesamt vier Vorhersagen seiner Bischofsweihe (13), seine Passionsfrömmigkeit in der Tradition der Pietas Austriaca, die lebenslange Lektüre in Anna Katharina Emmericks Büchern, das Berufungserlebnis während des Triduum Sacrum im Brünner Dom als 14jähriger (21) und seine allererste Heilige Messe am Altar des habsburgischen Sühneklosters Mayerling (39). Auch die säkularen Eindrücke, wie z.B. Groërs Tagesordnung während sei­ner Ferien (5.30 Uhr Wecken!), sind wertvolle Details (31).

Groërs Prägung durch Spiritual DDr. Friedrich Wessely wird gründlich beleuchtet; Wessely predigte ihm die Exerzitien vor der Priesterweihe und nahm dabei den Hebräerbrief als Betrachtungsgegenstand (37). Bisher wenig bekannt ist Groërs wissenschaftliche Prägung durch den Doktorvater, den Seitenstettener Benediktiner Univ.-Prof. Dr. Carl Jellouschek (1887-1961). Groër schrieb die von Jellouschek thematisch bestimmte Dissertation zum großen Teil als Gast im Karmel vom Mayerling (34). Die Anziehungskraft der Klöster scheint in diesen frühen Jahren immer wieder auf, nicht zuletzt durch die Kaplanszeit in einer Melker Stiftspfarre unter der Obhut eines Benediktinerpaters. Groërs spätere Entscheidung, selber Benediktiner zu werden, reicht scheinbar weit in seine Biographie zurück.

Mit 13 gut ausgesuchten, klaren Schwarz-Weiß-Abbildungen gibt das Heft auch die Stimmung der prägenden Orte in der Jugend des späteren Erzbischofs wieder. Mit einer Zeittafel zum behandelten Zeitrahmen (1882-1946) schließt es ab. Vom Format her schlicht, dennoch sauber und ge­schmackvoll entworfen, passt es gut in die qualitative Reihe der Publikationen des Vereines Perfectae Caritatis.

Pater DDr. Alkuin Schachenmayr O.Cist.,

Phil.-Theol. Hochschule Benedikt XVI., Heiligenkreuz.

 


 

 

EINE WEITERE BESPECHUNG

 

Menschenwege sind von Gott geführte Wege, davon sind wir Christen überzeugt. Kein Weg gleicht dem anderen. Diese Vielfalt lässt etwas aufleuchten von der Existenz des Ewigen in unserer Welt. Jeder dieser unzähligen persönlichen Wege ist spannend und faszinierend. Sie führen durch Tiefen, erklimmen Höhen und setzen Zeichen.

Einen solchen Weg zeichnet Ildefons M. Fux OSB vom Anfang bis etwa zur Mitte des Lebens auf, den des späteren Wiener Erzbischofs und Kardinals Hans Hermann Groër. Er kam aus einer gläubigen Familie, wo der Grund gelegt wurde zu seiner frühen Erkenntnis, dass er zum Priester berufen sei. Und so erstrebte er dieses Ziel trotz widriger Zeitumstände, die diesem Ziel entgegenstanden. Er wurde am 13. Oktober 1919 in eine Zeit des Umbruchs hinein geboren: Der Erste Weltkrieg war zu Ende und mit ihm auch die Herrschaft der Monarchie. Ganz vorsichtig begann die Demokratie zu wachsen. Doch sie wurde unterbrochen durch das „Großdeutsche Reich“ Adolf Hitlers, der Österreich 1938 vereinnahmte und ein Jahr später den Zweiten Weltkrieg anzettelte. Das waren keine guten Voraussetzungen für theologische Studien, die Hans Groer zu dieser Zeit absolvierte. Doch zielstrebig ging er seinen Weg allen Schwierigkeiten zum Trotz, denn er stand nicht aufseiten der Nationalsozialisten. Dabei hatte er Wegbegleiter, die ihn stärkten, besonders DDr. Friedrich Wessely, seinem Spiritual, der etwas Besonderes an seinem Schüler und Schützling erkannte und ihn nachhaltig prägte. Es wuchs eine wunderbare geistliche Freundschaft.

Die Priesterweihe stand vor der Tür, doch er war als Sanitätssoldat in der Heimat eingesetzt. Da ermöglichte es ein Urlaub vom Militärdienst, dass er am Weißen Sonntag, dem 12. April 1942 geweiht und eine Woche später im Wiener Stephansdom seine Primiz feiern konnte. In dieser Zeit begleitet Dr. Wessely ihn geistlich. Es begannen seine ersten Jahre als Seelsorger, die in die Nachkriegszeit hineinreichten.

Dieser Weg der Berufung zum Priester wird von Ildefons M. Fux OSB eindrucksvoll nachgezeichnet. Es fallen besonders die guten Milieuschilderungen auf, die er zu den einzelnen Lebensabschnitten gibt. So kann der Leser sich in die besondere Situation dieser Priesterberufung vertiefen und lernt sie verstehen. Die realen und geistigen Welten, die Hans Groer von der frühen Kindheit bis zum Priestersein durchlebt und auch durchleidet sind in lebendigen Details dargestellt. Es besticht die wissenschaftliche Gründlichkeit und Genauigkeit der Biografie. Eine Fülle von Dokumenten und Quellen sind angeführt. Sind solche Nachweise nicht möglich, wird auch das erwähnt. So entsteht das facettenreiche Bild eines zielstrebigen, eifrigen, im Glauben tief verankerten jungen Mannes, der Gottes Ruf bedingungslos folgt, der sucht und findet und aus dieser Haltung heraus Gott und den Menschen dient.

Dr. Irmgard Schmidt-Sommer, Stuttgart

 

 


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