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Zeitschrift
GOTTGEWEIHT

Jahrgang 25, 2012

Heft 4

Gottgeweiht 12 4Aus dem Inhalt:
Zweimal sterben
Ildefons M. Fux, Unsere Brüder,
            die Armen Seelen
Regina Willi, Magnificat anima mea Dominum

Wilhelm Schamoni, Der Selige Johannes von Avila
Dem Herzen Jesu singe. Ein Bericht
Ein neues Buch

Inhaltsverzeichnis des 25. Jahrgangs


O EWIGKEIT, DU DONNERWORT!

 

Wenn im Herbst die Blätter fallen und die Natur gleichsam erstirbt, führt uns die Kirche auf die Friedhöfe und leitet uns an, für die Verstorbenen zu beten. Wir werden daran erinnert, dass der eigene Tod unausweichlich näher kommt.

Wie bedauernswert ist die Gestalt Ijobs im Alten Testament! Nirgendwo sah er ein Kruzifix, nicht in seinem Haus noch sonstwo in der Stadt, nie hörte er eine Predigt über die Auferstehung Jesu Christi und über die Auferstehung des Fleisches. Wie glücklich ist im Vergleich zu ihm der Christ, der zwar oft schwerste Kreuze zu tragen hat, dem aber das Licht des Glaubens und die Hoffnung auf das ewige Leben geschenkt ist!

Darauf verweisen uns die Beiträge in diesem Heft. Sie wollen in uns die Freude wecken, einmal das Magnifikat im Himmel zu singen, gemeinsam mit Maria und allen Engeln und Heiligen in der Herrlichkeit Gottes: Wenn alles Leid Vergangenheit ist und auch das Fegefeuer ein Ende gefunden hat.

 

Mein Glaube darf nicht wanken,

o tröstlicher Gedanken!

Ich werde durch sein Auferstehn

Gleich ihm aus meinem Grabe gehn. Halleluja!

 

 


ZWEIMAL STERBEN

Auf dem Weg zum himmlischen Jerusalem

 

Im Vergleich zu früheren Zeiten, da man sich oft und ernsthaft mit der „Ars moriendi“, der „Kunst des Sterbens“, beschäftigt hat, ist dieses Thema in der heutigen Christenheit nur sehr selten anzutreffen. Nach der „Bekehrung zur Welt“ wird unser Dasein nicht mehr als „Verbannung“ verstanden und der christliche Weg nicht mehr als Heimweg zur himmlischen Stadt Jerusalem. In den Debatten um seelsorgliche Strukturen, im verbissenen Streben nach einer neugestalteten „Kirche, die den Menschen dient“, ist nicht mehr die Rede davon, dass wir uns auf den Himmel freuen sollen. Der Tod als Tor zur ewigen Heimat, der man sich entgegen strecken müsste, ist nicht ein Faktum, bei dem man verweilt. Und dennoch: Über den Himmel nachdenken, über den Himmel sprechen, sich auf den Himmel freuen – dürfen wir das ungestraft vernachlässigen? Zwei Heilige aus der Schar, die niemand zählen kann, sollen helfen, uns der Wahrheit zu öffnen.

 

Stehend sterben

Gregor der Große, dem die Kirche so vieles zu danken hat, beschreibt uns gegen Schluss des Zweiten Buches der „Dialoge“ den Tod des hl. Benedikt, den man für gewöhnlich mit dem Datum des 21. März 547 verbindet1.

Das Jahr, in dem Benedikt aus dem Leben scheiden sollte, war gekommen. Da sagte er einigen Jüngern im Kloster und einigen in der Ferne den Tag seines heiligen Todes voraus. Die bei ihm lebten, wies er an, über das Gehörte zu schweigen; die Abwesenden wies er auf ein bestimmtes Zeichen hin, das sie empfangen sollten, wenn seine Seele aus dem Leib scheiden werde.

Sechs Tage vor seinem Tod ließ er sein Grab öffnen. Bald darauf befiel ihn hohes Fieber, und große Hitze schwächte ihn. Von Tag zu Tag verfielen zunehmend seine Kräfte.

Am sechsten Tag ließ er sich von seinen Jüngern in die Kirche tragen; dort stärkte er sich durch den Empfang des Leibes und Blutes unseres Herrn für seinen Tod. Er ließ seine geschwächten Glieder von den Händen seiner Schüler stützen, so stand er da, die Hände zum Himmel erhoben, und hauchte unter Worten des Gebetes seinen Geist aus.

An diesem Tag empfingen zwei seiner Brüder eine Offenbarung durch ein und dieselbe Schau. Der eine hielt sich im Kloster auf, der andere lebte weiter entfernt. Sie sahen, wie eine Straße von seinem Kloster genau in östlicher Richtung bis zum Himmel reichte. Sie war mit Teppichen ausgelegt und von zahllosen Lampen erleuchtet. Oben stand strahlend ein Mann von ehrfurchtgebietendem Aussehen und fragte sie, für wen dieser Weg sei, den sie sahen. Sie gaben zu, sie wüssten es nicht. Da sagte er zu ihnen: Dies ist der Weg, auf dem Benedikt, den der Herr liebt, zum Himmel emporsteigt. Somit sahen die Jünger, die zugegen waren, den Heimgang des heiligen Mannes mit eigenen Augen, die abwesenden erkannten ihn aus dem Zeichen, das Benedikt ihnen vorhergesagt hatte.

Er wurde im Oratorium des hl. Johannes begraben, das er selbst nach der Zerstörung des Apollo-Altares erbaut hatte.

 

Der große Tag

In den „Alleingesprächen“ fordert der hl. Bonaventura die Seele auf, ihr Augenmerk auf das himmlische Jerusalem zu richten2. Wie herrlich ist diese Stadt! Wie groß der Augenblick, da sie nun endgültig zum Hochzeitsmahl des Lammes berufen wird! Der Autor bedient sich dabei u.a. der Worte, die schon der hl. Hieronymus an seine geistliche Tochter Eustochium gerichtet hat3:

Wie groß wird jener Tag für dich sein, wenn Maria, die Mutter des Herrn, dir in Begleitung der Jungfrauenchöre entgegeneilt, wenn der Bräutigam selbst dir mit allen Heiligen entgegen schreitet und spricht: Steh auf und eile, meine Freundin, komm meine Schöne, meine Taube! Denn schon ist der Winter vergangen. Der Regen ist fort und gewichen. Dann werden die Engel über deine Herrlichkeit staunen und sagen: Wer ist jene, die aus der Wüste aufsteigt, von Wonne überfließend, gestützt auf ihren Geliebten? Die Töchter Sions werden dich schauen und loben. Dann werden jene 144.000 vor dem Thron und den Ältesten die Zithern ergreifen und ein neues Lied singen. Dann wirst du sicher in die Arme des Bräutigams fliegen und jubelnd ausrufen: Ich habe gefunden, den meine Seele liebt, ich halte ihn fest und lasse ihn nicht!

 

1 GREGOR DER GROSSE, Der hl. Benedikt. Buch II der Dialoge lateinisch / deutsch, St. Ottilien 1995, S.199. 201.

2 BONAVENTURA, Soliloquium c.4,14 (Alleingespräch über die vier geistlichen Übungen, München 1958, S.207).

3 HIERONYMUS, 22. Brief: An Eustochium, n.41.

 

 


Wilhelm Schamoni (†)

DER SELIGE JOHANNES VON AVILA

 

Johannes von Avila, der Apostel Andalusiens, ist am Dreikönigsfest, wohl im Jahr 1499, in Almodóvar in Neukastilien geboren und zählt zu den größten Predigern, Seelenführern und aszetischen Schriftstellern des spanischen Goldenen Jahrhunderts. Er studierte auf Wunsch seiner Eltern zuerst Rechtswissenschaft, an der er aber gar keinen Geschmack fand. Priester geworden, verteilte er sein Erbe und wartete in Sevilla auf eine günstige Fahrgelegenheit, um als Missionar nach Amerika zu gehen. Ein heiligmäßiger Priester war ergriffen von der Andacht, mit der er das hl. Messopfer feierte. Er riet dem Erzbischof, einen solchen Mann sich nicht entgehen zu lassen, und der Erzbischof hielt ihn fest. Schon die erste Predigt des Seligen riss alle Zuhörer hin. Bei der Inquisition wurde er angeklagt, er huldige einem gefährlichen Mystizismus; er übertreibe in seinen Predigten die Gefahren des Reichtums und lasse keinen Reichen in den Himmel kommen. Eine der größten Gnaden seines Lebens empfing er damals im Gefängnis: eine Erleuchtung über die Größe des Geheimnisses Christi und über die Fülle von Gnaden, die wir in Christus, unserem Haupte, haben. Die Inquisition verlangte, als sich die Anklage als Verleumdung erwies, dass er in einer großen Kirche Sevillas an einem hohen Festtag predigen musste, wo er mit Trompetenschall beim Besteigen der Kanzel begrüßt wurde.

Johannes war etwa 30 Jahre alt, als er nach diesen Ereignissen seine eigentliche Predigttätigkeit, zunächst im Erzbistum Sevilla, dann in ganz Andalusien aufnahm und als gottbegnadeter Missionar wirkte. Der Zustrom zu seinen Predigten war ungeheuer. Zahllose Zuhörer bekehrten sich. Wenn er predigte, sprach er wie vom Heiligen Geist erfüllt. Seine einzige Vorbereitung war seine tägliche Betrachtung von vier Stunden. Einem jungen Priester, der ihn fragte, wie man ein guter Prediger würde, antwortete er, der einzige Weg, den er wisse, sei Gott sehr zu lieben. Apostolisch gesinnte Männer, die sich ihm als Mitarbeiter zur Verfügung stellten und nach ordensmäßiger Gemeinschaft drängten, für die er schon an den Regeln arbeitete, wies er, als er von der Gründung des hl. Ignatius hörte, an die Gesellschaft Jesu.

Die letzten 18 Jahre seines Lebens war der Selige krank. Er arbeitete mit der Feder apostolisch weiter. Seine Sprache ist ganz biblisch, bilderreich, kühn. Beispiele: „Das Lamm am Spieße des Kreuzes gebraten“, „gekocht in den Tränen seiner Mutter“; „Maria, die Krankenpflegerin im Hospital der Barmherzigkeit Gottes“; „die Augen nicht von ihm abwenden, um nicht blind zu werden“, „fürchte dich nicht, kleine Sünderin, sondern glaube!“

Johannes von Avila starb am 10. Mai 1569 zu Montilla in Andalusien. Am 7. Oktober 2012 wird ihn Papst Benedikt XVI. in den Rang eines Kirchenlehrers erheben.

Quelle: Theologisches 19, März 1989, Sp.167f.

 


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