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Zeitschrift
GOTTGEWEIHT

Jahrgang 22, 2009

Heft 4

Gottgeweiht heft 4 2009Aus dem Inhalt:
Papst Benedikt XVI., Zeichen und Gegenwart

Johannes Maria Vianney, Über das Priestertum
Alkuin Schachenmayr OCist., In der Ordnung erstrahlt

           die Schönheit des priesterlichen Dienstes
Gebet für die Priester

Ildefons M. Fux OSB, In Maria
Johannes Eudes, Sei gegrüßt Maria
Herz-Jesu-Wallfaht
Für Sie gelesen

 


DU BIST PRIESTER AUF EWIG

 

Gott hat es so zu seinem eigenen Sohn gesprochen, wie es die Schrift bezeugt (Ps 110,4; Hebr 5,6). Der die Weihe spendende Bischof sagt es ebenso in der Person Christi zu dem vor ihm knienden Weihekandidaten. Die ganze Würde des Sakramentes leuchtet in diesen Worten auf, die uns verstehen lassen, dass der Priester eben unendlich mehr ist als einer unter vielen, die sich für die Kirche „engagieren“. Er ist einer von uns, und doch durch seine Weihe zu allererst einer von „drüben“, der Repräsentant Gottes.

Das Jahr der Priester, das der Heilige Vater ausgerufen hat und das im Zeichen des hl. Pfarrers von Ars steht, hat ein erfreulich starkes Echo unter den Gläubigen gefunden. Es ist wie ein Aufatmen nach so vielen Jahren der „Entklerikalisierung“ und „Entsakralisierung“, die eine Demontage des authentischen Priesterbildes und damit auch eine Ausdünnung des Klerus an Zahl hervorgerufen haben. Die Wahrheit über das Priestertum wieder in das Bewusstsein zu rücken, dazu will auch dieses Heft von „Gottgeweiht“ als Priester-Heft beitragen.

 

Empfange die Gaben des Volkes!

Ahme nach, was du vollziehst

und stelle dein Leben unter das Zeichen des Kreuzes!

 


 

Papst Benedikt XVI.

ZEICHEN UND GEGENWART

Aus einer Ansprache über das Geheimnis des Priestertums

 

 

Am Freitag, dem 19. Juni, dem Fest des Heiligsten Herzens Jesu sowie dem Tag, der traditionellerweise dem Gebet für die Heiligung der Priester geweiht ist, durfte ich das Priesterjahr eröffnen, das ich aus Anlass des 150. Jahrestages der „Geburt zum Himmel“ des Pfarrers von Ars, des hl. Jean-Marie Vianney ausgerufen habe. (...)

Zweifellos hat sich das geschichtliche und gesellschaftliche Umfeld verändert, in dem der Pfarrer von Ars gelebt hat, und zu Recht fragt man sich, wie sich die Priester in den aktuellen globalisierten Gesellschaften bei der Ausübung ihres Amts in ihn hineinfühlen und ihn nachahmen können. In einer Welt, in der die allgemeine Vorstellung vom Leben das Heilige immer weniger einbezieht, an dessen Stelle die „Funktionalität“ als einzige entscheidende Kategorie tritt, könnte die katholische Auffassung vom Priestertum Gefahr laufen, ihr natürliches Ansehen zu verlieren – manchmal sogar innerhalb des kirchlichen Bewusstseins selbst. Nicht selten stehen einander sowohl in der Theologie als auch in der konkreten pastoralen Praxis und in der Priesterausbildung zwei verschiedene Auffassungen vom Priestertum gegenüber und manchmal sogar einander entgegen. Dazu habe ich vor nunmehr einigen Jahren erklärt, dass es auf der einen Seite eine sozio-funktionale Auffassung gibt, die das Wesen des Priestertums mit dem Begriff ‚Dienst‘ beschreibt: dem Dienst an der Gemeinschaft in der Erfüllung einer Aufgabe ... Auf der anderen Seite steht die sakramental-ontologische Auffassung, die natürlich den Dienstcharakter des Priestertums nicht leugnet, die diesen jedoch im Sein des Dieners verankert sieht und der Meinung ist, dass dieses Sein von einem Geschenk bestimmt ist, das der Herr mittels der Kirche gewährt hat und dessen Name ‚Sakrament‘ lautet.1

Auch die terminologische Verschiebung vom Ausdruck „Priestertum“ zu den Ausdrücken „Dienst, Amt, Aufgabe“ ist ein Zeichen für diese unterschiedliche Auffassung. Mit ersterer, der ontologisch-sakramentalen, ist im Wortpaar „Priestertum-Opfer“ der Vorrang der Eucharisite verbunden, während der zweiten der Primat des Wortes und der Dienst der Verkündigung entsprechen würde.

Bei genauem Hinsehen handelt es sich nicht um zwei einander entgegengesetzte Auffassungen, und die Spannung, die dennoch zwischen ihnen besteht, muss von innen gelöst werden. So erklärt das Dekret „Presbyterorum ordinis“ des Zweiten Vatikanischen Konzils:

Durch die apostolische Botschaft des Evangeliums nämlich wird das Volk Gottes zur Einheit berufen, so dass alle ... sich selbst als ‚lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer‘ (Röm 12,1) darbringen. Durch den Dienst der Priester vollendet sich das geistige Opfer der Gläubigen in Einheit mit dem Opfer des einzigen Mittlers Christus, das sie mit ihren Händen im Namen der ganzen Kirche bei der Feier der Eucharistie auf unblutige und sakramentale Weise darbrin­gen, bis der Herr selbst kommt (Nr.2).

Wir fragen uns also: „Was bedeutet es gerade für die Priester, das Evangelium zu verkünden? Worin besteht der sogenannte Primat der Verkündigung?“ Jesus nennt die Verkündigung des Reiches Gottes das wahre Ziel seines Kommens in die Welt, und seine Verkündigung ist nicht nur ein „Reden“. Sie schließt gleichzeitig auch sein Handeln ein: Die Zeichen und die Wunder, die er vollbringt, zeigen an, dass das Reich als wirkliche Gegenwart in die Welt kommt, die letztlich mit seiner Person zusammenfällt. In diesem Sinn muss man daran erinnern, dass auch im Primat der Verkündigung Wort und Zeichen untrennbar miteinander verbunden sind. Die christliche Verkündigung verkündet keine „Worte“, sondern „das Wort“ und die Verkündigung stimmt mit der Person Christi überein, ontologisch offen für die Beziehung mit dem Vater und Seinem Willen gehorsam. Ein wirklicher Dienst am Wort erfordert also von Seiten des Priesters, dass er nach Selbstentsagung strebt, bis er mit dem Apostel sagen kann: Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Der Priester kann sich nicht als „Herr“ des Wortes betrachten, sondern nur als dessen Diener. Er ist nicht das Wort, sondern er ist – wie Johannes der Täufer verkündete, dessen Geburt wir gerade heute feiern – die „Stimme“ des Wortes: Eine Stimme, die in der Wüste ruft: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! (vgl. Mk 1,3).

Nun, „Stimme“ des Wortes zu sein, stellt für den Priester nicht nur einen reinen funktionalen Aspekt dar. Im Gegenteil, dies setzt ein wesentliches „Sich-Verlieren“ in Christus voraus, indem er mit seinem ganzen Ich an Seinem Geheimnis des Todes und der Auferstehung teilhat: mit seinem Verstand, seiner Freiheit, seinem Willen und der Darbringung seiner selbst, als lebendiges Opfer (vgl. Röm 12,1f.). Nur durch die Teilhabe am Opfer Christi, an Seiner „Kenosis“ 2, wird die Verkündigung echt! Das ist der Weg, dem er zusammen mit Christus folgen muss, um gemeinsam mit Ihm zum Vater sagen zu können: Nicht, was ich will, sondern was Du willst soll geschehen (Mk 14,36). Die Verkündigung bringt also immer die Selbsthingabe mit sich; sie ist die Bedingung dafür, dass die Verkündigung authentisch und wirksam ist.

Als alter Christus3 ist der Priester zutiefst mit dem Wort des Vaters verbunden, das durch die Menschwerdung die Gestalt des Knechts angenommen hat, Sklave geworden ist (vgl. Phil 2,5-11). Der Priester ist Diener Christi, in dem Sinne, dass sein Leben, das Christus ontologisch ähnlich wird, einen wesentlich relationalen Charakter annimmt: Er steht in Christus, für Christus und mit Christus im Dienst der Menschen. Gerade weil er Christus gehört, steht der Priester radikal im Dienst der Menschen: Er ist der Diener ihres Heils, ihres Glücks, ihrer echten Befreiung, und in dieser allmählichen Annahme des Willens Christi wächst er im Gebet, wächst er, indem er „Herz an Herz“ mit Ihm lebt. Das also ist die unumgängliche Bedingung jeder Verkündigung, die die Teilhabe am sakramentalen Opfer der Eucharistie und den Gehorsam gegenüber der Kirche verlangt. (...)

 

Ansprache des Heiligen Vaters während der Generalaudienz am 24. Juni 2009. Der Text in der Übersetzung von Claudia Reimüller ist der „Tagespost“ entnommen, Nr.76 vom 27. Juni 2009, S.6 (gekürzt).


J. RATZINGER, Ministero e vita del Sacerdote, in: Elementi di Teologia fondamentale. Saggio su fede e ministero, Brescia 2005, S.165.

2 Das bedeutet: „an Seiner Erniedrigung“.

3 Ein „anderer, zweiter Christus“.

 



Johannes Maria Vianney
ÜBER DAS PRIESTERTUM

Was ist der Priester? Ein Mensch, der Gottes Stelle vertritt. Ein Mensch, der mit der Macht Gottes ausgestattet ist.

Geht hin, sagt unser Herr zu den Priestern, wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch ... Alle Macht ist mir gegeben im Himmel wie auf Erden ... Geht hin und lehrt alle Völker! ... Wer euch hört, hört mich; wer euch verachtet, verachtet mich.

Wenn der Priester Sünden vergibt, sagt er nicht: Gott vergibt dir. Er sagt: Ich spreche dich los!

Der hl. Bernhard betont, dass alles durch Maria uns zuteil wurde. Ebenso kann man sagen, dass alles uns durch den Priester zuteil wird: Ja, alles Glück, alle Gnaden, alle himmlischen Gaben.

Wenn es nicht das Sakrament der Priesterweihe gäbe, hätten wir Gott unseren Herrn nicht bei uns.

Wer tat ihn dort in diesen Tabernakel? Es war der Priester.

Wer hat eure Seele ins Leben eingeführt? Der Priester.

Wer gibt ihr Nahrung, damit sie Kraft für ihre Pilgerschaft hat? Der Priester.

Wer wird sie vorbereiten, vor Gott zu erscheinen, indem er sie zum letztenmal im Blute Christi reinigt? Der Priester, immer der Priester ...

Ihr könnt euch an keine einzige wahre Hilfe Gottes erinnern, ohne dabei nicht dem Bild des Priesters zu begegnen.

Geht ihr beichten bei der heiligen Jungfrau oder bei einem Engel? Geben sie euch die Lossprechung? Nein. Reichen sie euch den Leib und das Blut eures Herrn? Nein. Die heilige Jungfrau kann ihren göttlichen Sohn nicht in die Hostie herab­steigen lassen. Und hättest du zweihundert Engel an dei­ner Seite, sie könnten deine Sünden nicht von dir nehmen. Ein Priester – und sei er noch so schlicht und einfach – vermag es. Er kann dir sa­gen: Ich spreche dich los von deinen Sünden. Gehe hin in Frieden!

Wenn man die Religion zerstören will, greift man zuerst den Priester an. Denn wo es keinen Priester mehr gibt, gibt es kein heiliges Opfer mehr, und wo es kein heiliges Opfer mehr gibt, stirbt die heilige Religion.

Was ist es doch Großes um einen Priester! Ohne ihn ist Gottes Wohlwollen für uns so nutzlos wie ein Haus voll Gold, wenn es niemand gibt, der es für uns öffnen kann. Ohne den Priester würden Leiden und Tod unseres Herrn für uns verloren sein.

Das Priestertum ist die Herzensliebe Christi. Wenn ihr einen Priester seht, denkt an unseren Herrn Jesus Christus!

Das Priestertum, es ist die Liebe des Herzens Jesu.

Lasst eine Pfarrgemeinde 20 Jahre ohne Priester: Man wird dann die Tiere anbeten.

Das Priestertum ist eine so schwere Last, dass der Priester sie nicht ertragen könnte, hätte er nicht den Trost und das Glück, die hl. Messe feiern zu dürfen.

Hätte ich gewusst, was man als Pfarrer zu leiden hat, wäre ich vor Kummer gestorben.

Gerne würde ich immer um Mitternacht aufstehen! Es ist nicht die Müdigkeit, die mich schreckt; ich wäre der glücklichste der Priester, wenn nicht der Gedanke wäre, als Pfarrer vor Gottes Gericht erscheinen zu müssen.

Man wird erst im Himmel verstehen, was für ein Glück es ist, die heilige Messe zu lesen.

Was schadet, das sind diese Nachrichten aus der Welt, diese Gespräche, diese Politik, diese Zeitungen ... Man füllt sich den Kopf damit an und dann geht man die heilige Messe lesen, das Brevier ...

Ihr könntet wohl zweitausend, dreitausend, hundertausend Francs geben, eine Messe könntet ihr nicht bezahlen: Das Blut unseres Herrn Jesus Christus bezahlen: niemals!

Nur zweimal des Tages ruhe ich mich aus: am Altar und auf der Kanzel.

Wenn ich während der Messe den lieben Gott halte, was kann er mir da wohl versagen?

Was macht unser Herr im heiligen Tabernakel? Er wartet auf uns!

 

Entnommen aus: Janine FROSSARD, Ausgewählte Gedanken des heiligen Pfarrers von Ars und Aphorismen zur christlichen Lebensweisheit, Leutesdorf: Johannes-Verl.1979, S.64f. – Jean-Marie Vianney, Der heilige Pfarrer von Ars in seinen Gesprächen und Predigten, hrsg. von Bernard NODET, Salzburg, Otto-Müller-Verlag,1959.

 

 

 

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