Zeitschrift
GOTTGEWEIHT
Beiheft 17
MARIA AM WERK
Die Monatswallfahrt. Groër und die Legion Mariens. Marienfeld. Das Kloster „St. Josef“. Das Aufbaugymnasium
Festschrift aus Anlass der 500. Monatswallfahrt in
Maria Roggendorf
von
Ildefons M. Fux OSB
Nach den „Hollabrunner Jahren“, wie sie in Beiheft 16 zu schildern versucht worden sind, folgen nun jene Jahre, die in (Maria) Roggendorf ihre Mitte finden. Sie sind erstaunlich an äußerem Umfang der Tätigkeit Groërs wie ebenso an innerer Intensität seines seelischen Lebens und sollen von Maria her verstanden werden. Der Chronologie nach liegen sie zwischen den „Eckdaten“ von 1969, dem Gründungsjahr der Monatswallfahrten, und 1986, in welchem Jahr der selige Papst Johannes Paul II. Groër zum Erzbischof von Wien erwählt hatte.
ZUM GELEIT
Maria ist in der Ordnung der Gnade Mutter und diese Mutterschaft dauert fort bis zur ewigen Vollendung aller Auserwählten. In der Sorge um die Seelen erwählt Maria Orte der Gnade, Wallfahrtstätten, an denen sie ihren Kindern besonders nahe ist. Oft ruft sie aber auch Menschen, durch die sie ihre mütterliche Berufung für andere sichtbar und erfahrbar macht. Dr. Hans Groër und Maria Roggendorf sind beste Beispiele dafür. Maria hat diesen Priester erwählt, ihr Werk zu tun, in Maria Roggendorf durch die Monatswallfahrt und in der Legion Mariens.
Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte (Mt 7,17f.). In der Gnade Gottes wirkte die Unbefleckte Empfängnis in Hans Groër gleich dem „Lebenssaft“ im guten Baum. Die Früchte sind zahlreich: das Kloster Marienfeld, das Benediktinerpriorat St. Josef, geistliche Berufe zu hunderten, eine Blütezeit der Legion Mariens in Österreich, Monatswallfahrten an vielen Orten. Unzählbar sind die Gebete, die zahllosen hl. Beichten, die guten hl. Kommunionen, die Wiederbelebung der Verehrung Mariens und als Folge all dessen die Erneuerung des Glaubens. Die Wirkungen der Gnade in den Seelen vieler Menschen wurden immer wieder sichtbar.
Diese Festschrift erzählt vom Wirken Groërs von den Anfängen der Monatswallfahrt in Maria Roggendorf an bis zum Jahr 1985, in dem er als Erzbischof von Wien berufen wurde. Der Titel dieser Schrift „Maria am Werk“ bringt Groërs innere Haltung zum Ausdruck: Ganz ihr hingegeben wirkt Maria durch ihn Wunder der Gnade.
Maria Roggendorf, am Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel
Prior P. Michael Fritz OSB
INHALTSVERZEICHNIS
Maria als geschichtsbildende Kraft
S. 7
Eine Wallfahrt neuen Typs
S. 12
Geistlicher Leiter des Senatus der Legion Mariens
S. 27
Marienfeld
S. 36
Ein benediktinisches Männerkloster
S. 46
Aufbau des „Aufbaugymnasiums“
S. 54
Entwicklung der Monatswallfahrt
S. 62
„Salterrae“ und „Kana“
S. 64
Das Kloster „St. Josef“
S. 68
Nochmals: Das Aufbaugymnasium
S. 70
Wachstum der Legion Mariens
S. 72
Tod der Mutter
S. 78
Gesundheitliche Situation
S. 81
Klosterweihe Marienfeld
S. 82
Im Urteil der Zeitgenossen
S. 90
Anhang: Glossar
S. 96
Zeittafel
S. 101
Im Urteil von Zeitgenossen
Unsere Darstellung nähert sich dem so bedeutsamen Jahr 1986, in dem Groër auf den Bischofsstuhl der Erzdiözese Wien berufen werden sollte. Es ist angebracht, das Bild des Menschen und Priesters, wie es sich den Zeitgenossen von damals darbot, ein wenig ins Licht zu heben.
Dass Groër schon in seinem bisherigen Priesterleben Kritiker und Feinde hatte, ist in den vorangegangenen Ausführungen bereits deutlich geworden. Das ist nicht verwunderlich. Vielen, vielen, die heute einen Irrweg gehen, sind Sie ein deutliches, aber auch warnendes Zeichen geworden, das sie aufrüttelt und fragen lässt: Sind wir nicht doch einen falschen Weg gegangen? 1Aber es gab bei ebenso vielen auch echte Anerkennung, Bewunderung und geistliche Freude über Groër und sein Wirken. Selbstverständlich hat hier das Wort Kardinal Königs besonderes Gewicht:
Ich danke Ihnen herzlich für Ihr Bemühen um die Wiederbelebung der Wallfahrt von Roggendorf. Ich freue mich ganz besonders, dass Ihnen in der kurzen Zeit ein so großer und segensreicher Erfolg beschieden war (11. Juni 1970).
Es war der Kardinal, der Groër, den „Mann der Schule“, anfangs 1973 um ein Gutachten betreffend die neuen Religionsbücher für die 5. und 6. Klassen der Allgemeinbildenden Höheren Schulen ersucht hatte2. Am 27. Mai 1973 führte der Wiener Erzbischof die Wallfahrt der Katholischen Männerbewegung aus dem Vikariat „Nord“ nach Maria Roggendorf, und am 2. Mai 1976 leitete er die Aciesfeier von drei Legionsräten, der Erwachsenencuria Pulkautal und der beiden Jugendcurien „Turm Davids“ und „Licht im Dunkel“ in der Wallfahrtskirche3. Bei der 84. Monatswallfahrt (13. Februar 1977) dankte er speziell der Jugend. Ich denke an die Legion, an die Legionäre, die jungen Menschen, die sich dem Apostolat auf diesem Wege verschrieben haben und in Wort und Tat, durch Beispiel und Leben zu den Propagandisten – im besten Sinn des Wortes – der Marienverehrung und der Maria Roggendorfer Wallfahrt geworden sind. (...) Ich bitte euch, lasst euch nicht irremachen ...4 Bei dieser Gelegenheit stiftete und überreichte er eine ebenso große wie schöne Votivkerze für die Wallfahrtskirche.
Auch andere Bischöfe und Äbte ließen es nicht an Lob und Anerkennung fehlen. Sie sollen hier in aller Kürze zu Wort kommen:
Ich bin erstaunt und erfreut (über das), was Sie tun und was sich mit Ihnen in Maria Roggendorf tut ...
(Bischof Antonius Hofmann, Passau)
Besonders gefreut hat mich, dass wieder junge Leute sich zu dem Eintritt in Göttweig entschlossen haben. Hier ist ein besonderes Walten der Gottesmutter zu spüren, für das man nicht genug dankbar sein kann.
(Weihbischof Walter Kampe, Limburg)
Der Aufbruch religiösen Lebens vor allem bei den Jugendlichen im Zusammenhang mit der Wallfahrt hat mich tief beeindruckt. Es war für mich eine große Freude zu erleben, wie viele Priesterberufe durch das inständige Gebet zur Gottesmutter geweckt wurden. Gebe Gott, dass wir auch in der Schweiz bald eine solche Gnade erleben dürfen.
(Weihbischof Otto Wüst, Basel)
Ich freue mich über die lebendige Anteilnahme des gläubigen Volkes an der Roggendorfer Wallfahrt.
(Bischof Franz Žak, St. Pölten)
Ich trage noch immer im Herzen dieses Fest der Madonna und die wunderbare Stimmung von Maria Roggendorf. Vergelt’s Gott für alles, für die Einladung, für Ihre Güte und Gastfreundschaft.
(Erzbischof Frantisek Macharski, Krakau)
Die Stunden in Maria Roggendorf waren für mich ein großes Erlebnis (...). Ich verspreche von nun an noch inniger im Gebet mit Ihnen verbunden zu bleiben.
(Bischof Alfons Nossol, Oppeln)
Wir glauben fest und wissen, dass der Allmächtige das Werk segnet. (...) Ich bewundere Ihre Tatkraft und Ihren Glauben! (K.L. 1976). - Dank Maria und ihrem fidelis servus Hermannus! (K.L. 1979).
Ich habe mein Herz in Maria Roggendorf verloren.
(Kardinal Meisner 1985)
Auch die Göttweiger Mitbrüder zeigten sich dankbar und schrieben am 12. April 1982 an P. Hermann:
Vierzig Jahre darfst Du nun schon als Priester im Dienst Christi und Seiner Mutter Maria stehen, vierzig Jahre darfst Du Werkzeug der Gnade Gottes sein. Wir wollen Deinen Festtag zum Anlass nehmen, um Dir von Herzen für die vielen Hilfen zu danken, die wir immer wieder durch Dein priesterliches Wirken erfahren dürfen. Vergelt’s Gott für alles! Unser Dank sei in einem kleinen geistlichen Blumenstrauß von vierzig hl. Messen ausgedrückt, den wir Dir – verbunden mit den herzlichsten Glück- und Segenswünschen – überreichen wollen. In Jesus und Maria5.
Einer dieser Mitbrüder schrieb bei anderer Gelegenheit: Am 13. war ich tief betroffen. Vor allem von einer Tatsache: Du bist „angehängt“ von früh bis spät bei und durch die Wallfahrt und hast trotz aller Anstrengung mit hingebender Liebe einigen Mitbrüdern durch Beichte und Aussprache geholfen. Für dieses Beispiel der Selbstlosigkeit, des Hintanstellens des eigenen Ich danke ich aus ganzem Herzen!
Ein anderer schrieb (1979?):
Ich kann meinen Dank kaum in Worte kleiden (...). Dank Dir, lieber P. Hermann, dass Du uns trotz Deiner physischen Überlastung mit Deinen herrlichen Vorträgen geistlich geführt hast, – dafür ganz innigen und aufrichtigen Dank. Für mich war es wieder ein Seelenbad, in Deiner Nähe mit Dir wirken und leben zu dürfen. Hoffentlich wird mir diese Gnade noch oft zuteil! (G.L.)
Derselbe schrieb 1980 nicht an, sondern über P. Hermann:
Er sei in einem furchtbaren körperlichen Zustand undzahle durch so viele Leiden vor allem in den kurzen Nächten (2-5 Stunden Schlaf maximal) den furchtbaren Preis, der für Marienfeld, für Göttweig, für die Legio usw. bezahlt werden muss. Ich würde ihm sehr gerne helfen, aber es sieht so aus, als ob man ihn nirgends ersetzen kann. Seine geistliche Größe und Vollkommenheit und Hineingenommensein in das übernatürliche Denken und Leben sind derart wunderbar, dass ich hier Mariens Werk bei der Heiligung der Seelen ganz deutlich sehe. Wenn ich mich umsehe, wie es in anderen geistlichen Häusern zugeht, sehe ich erst die Größe der Führung durch P. Hermann, der sich nicht beirren lässt.(G.L.)
Auch Abt Clemens sparte in diesen Jahren nicht mit Dank und Bekundungen seiner Wertschätzung:
Als ich Dich kennen gelernt habe, warst Du etwas mehr als ein „Silberner“. In den nun verflossenen Jahren ist mit Deiner Hilfe so viel Gutes entstanden, da Du den Hohenpriester selbst und seine heilige Mutter wirken ließest. Ich habe Dir sehr viel zu danken: persönlich, für unsere Pfarre und den wiedererstandenen Wallfahrtsort Maria Roggendorf, für unser Kloster. Manches auch unbedankt und unerkannt, ja verkannt – ich weiß es. Der Herr möge Dir alles lohnen! 6
Immerhin hatte der Abt ja am 1. Februar 1981 bereits die 30. Einkleidung vornehmen können, und von den bisher Eingetretenen hatten nur acht das Kloster wieder verlassen.
Am 13. Oktober 1979 feierte Groër seinen 60. Geburtstag. Die Marktgemeinde Wullersdorf ernannte ihn zum Ehrenbürger. Die Mitbrüder in Göttweig gratulierten gemeinsam: Bitten wir die Gottesmutter, dass Sie uns in Ihrer Gemeinschaft immer tiefer zusammenführe 7.
Die staatlichen Behörden nahmen die schulischen Verdienste Groërs zum Anlass, ihn auf ihre Weise zu ehren. Der Landesschulrat für Niederösterreich sprach am 10. Dezember 1984 für die geleisteten Dienste den besonderen Dank aus, und der Bundespräsident verlieh mit Entschließung vom 16. Februar 1985 den Berufstitel „Hofrat“. Da war es dann nur selbstverständlich, dass das Erzbischöfliche Amt für Unterricht und Erziehung auch seinerseits den Dank und die besondere Anerkennung aussprach (7. Juni 1985).
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1 P. J. Solpera SJ an Groër, 17. Feb. 1975
2 An Kard. Seper, 16. Jänner 1973 und 13. Aug. 1973
3 RL 1976, S.94
4 RL 1977, S.62
5 Es folgten die Unterschriften von fr. Gottfried, P. Ildefons, P. Bernhard, P. Antonius, Manfred Storm, Manfred P., P. Udo, P. Augustinus, fr. Josef, fr. Placidus, Franz, fr. Lukas, fr. Maximilian, P. Clemens, fr. Stephan, fr. Matthias, fr. Ludwig Maria, P. Rupert, fr. Dominikus, P. Columban.
6 Handschreiben ddo. 11. April 1982
7 In der Zahl der Unterschriften auch jene von P. Rupert, fr. Columban, fr. Clemens Maria, P. Udo, fr. Maurus, fr. Maximilian, fr. Gottfried und fr. Emmanuel.